Erst Aussegnungshalle, dann ganzen Friedhof saniert - Wolfstein - DIE RHEINPFALZ

2022-11-07 16:24:17 By : Mr. Jack liang

Der Friedhof Wolfstein liegt am Hang – herrlich ist der Blick über die Stadt, aber problematisch ist der Untergrund. Nach einem Hangrutsch musste die Aussegnungshalle, die auf den Wirtschaftsräumen sitzt, komplett abgerissen und weiter in den Hang gebaut werden: Die Fundamente hatten sich abgesetzt, sodass der vorher Richtung Tal überstehende obere Teil des Gebäudes abgebrochen war.

Die Zuschüsse aus dem Investitionsstock waren mit der Auflage verbunden, den am Berg gelegenen Friedhof mit behindertengerechten Wegen zu erschließen. Rampen eingebaut werden, um die vier Ebenen barrierefrei erreichen zu können. Wo einst Särge über die riesige Treppenanlage getragen werden mussten, können sie heute mit einer Bahre gefahren werden. Für gehbeeinträchtigte Friedhofsbesucher wurde auch oberhalb der Aussegnungshalle ein Parkplatz angelegt. Die Bauarbeiten wurden vom Ingenieurbüro Bojak geplant und von der Firma Fröhlich ausgeführt.

Wie es häufig bei solchen Maßnahmen ist, wurden während der Bauarbeiten weitere Mängel festgestellt. „Mehrere Mauern hatten keinerlei Fundamente“, erklärt Stadtbürgermeister Herwart Dilly. Eine Mauer unterhalb der obersten Ebene musste komplett mit Betonelementen, sogenannten L-Steinen, gestützt werden. Bei anderen sei es ausreichend gewesen, Fundamente vorzusetzen.

Außerdem war die Wasserleitung „alt und fast komplett kaputt“. Eine neue musste verlegt werden, dazu gab es dann auch noch neue Stromleitungen. Unfallgefährdete Bäume mussten gefällt werden, doch Alleebäume werden in Richtung Burg gepflanzt. Die Bauarbeiten zogen sich in die Länge, noch immer ist nicht alles fertig. Ursprünglich war man davon ausgegangen, noch 2020 die Arbeiten beenden zu können.

Im Zuge der Maßnahme wurden auch neue Felder angelegt: Einzel- und Doppelgrabfelder, ganz oben 40 neue Urnengrabfelder. Es gibt ganz verschiedene Bestattungsformen auf dem Friedhof Wolfstein: Durch einen Rosenbogen gelangt man auf das teilanonyme Grabfeld, wo Urnen unterm Rasen liegen, Namensplaketten an einer Stele angebracht werden können.

„Wir haben sehr viele freie Flächen gewonnen und versuchen jetzt, System reinzubringen“, erklärt Dilly. Ganz neuartig ist ein Grabfeld, bei dem die Gestaltung ganz frei ist, nur die Größe ist vorgegeben, etwa 2,2 auf zwei Meter. Für etwa 20 kreative Gräber ist hier Platz, direkt neben der kleinen historischen Halle. In dem Kulturdenkmal sind die Trauerfeiern für Verstorbene abgehalten worden, die keiner Religion angehörigen, erklärt Dilly, die anderen seien auf ihre jeweiligen Kirchen ausgewichen.

Die nun komplett auf Fels stehende Aussegnungshalle ist mit umlaufenden Bänken und neuen Stühlen eingerichtet, der Kunstharzboden mit roten Sprenkeln passt zu den roten Balken der Stahlkonstruktion, welche die Holzdecke trägt. Die Buntglasfenster hätten leider nicht gerettet werden können, sagt Dilly. Doch wurden die alte Heizung und die alte Musikanlage wieder eingebaut, zusätzlich ist auch eine Außenbeschallung möglich. Seitlich zum Hang hin können die Glastüren weit geöffnet werden, zum Tal hin ist durch die Fensterfront der Blick über die unterhalb liegende Schule bis zum Hang gegenüber möglich.

Das Ganze hat natürlich deutlich mehr gekostet, als ursprünglich veranschlagt, mit knapp 400.000 Euro rechnet Dilly. Vom Land bekam die Stadt 130.000 Euro.